ALCATRAZZ Mit den besten Empfehlungen

Wir unterhielten uns mit Doogie White, der seit einiger Zeit den Posten am Mikro bei der Band innehat.

 

 

 

 

Da die Formation im letzten Jahr mit „Born Innocent“ ein mehr als nur respektables und entsprechend goutiertes Comeback-Album abgeliefert hat, sollte es nicht weiter verwundern, dass ALCATRAZZ bestrebt waren daran anzuschließen. Das ist dem Quintett mit „V“ auch fraglos gelungen, dennoch dürfte so mancher Fan beim ersten Hördurchgang davon irritiert sein.

Schließlich ist nicht mehr Graham Bonnet als Sänger zu hören, sondern Doogie White. Für ausreichend Gesprächsstoff war demnach gesorgt, als wir uns mit dem Schotten zum Telefonat verabredeten:

Es dürfte nicht nur mich überrascht haben, Dich auf einem ALCATRAZZ-Album in der Hauptrolle zu hören. Daher gleich mal zum Thema: Wie kam es zu deinem Einstieg?

Auch wenn es komisch klingen mag, aber es war Graham, der mich dazu überredet hat! Wir kennen einander schon seit langen Jahren und pflegen eine zwar lose, aber doch herzliche Freundschaft. Als Graham zuletzt hier bei mir in der Gegend auf Tournee war, haben wir uns zu einem Kaffee verabredet und dabei hat er mir mitgeteilt, dass er sich von ALCATRAZZ zurückziehen würde.

Da er mit diversen internen Vorgängen nicht mehr einverstanden war, und er sich mit dem Management nicht mehr identifizieren konnte, sah er seinen Ausstieg als einzige Lösung. Und noch ehe ich diese Tatsache so richtig zur Kenntnis nehmen konnte, meinte er, dass er sich keinen anderen Sänger für diese Position vorstellen könnte als mich.

Und Du hast dann spontan zugesagt?

Im Prinzip schon. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellte sich nämlich heraus, dass er mich den Kollegen bereits empfohlen hatte, und sie nicht nur von meiner Stimme überzeugt waren, sondern offenbar auch davon, wie er mich als Mensch vorgestellt hatte. Dadurch fühlte ich mich auf jeden Fall geehrt. Der Hauptgrund, weshalb ich mich zum Einstieg entschlossen habe, war aber doch ein anderer.

Welcher denn?

Bei ALCATRAZZ habe ich als Sänger alle Freiheiten, die ich benötige, um mich künstlerisch zu entfalten. Ich wäre der Band sicher nicht beigetreten, wenn ich das bereits geschriebene Material nur noch einsingen hätte sollen.

Da mir jedoch zugesagt wurde, dass ich sowohl was die Gesangsmelodien als auch was die Texte betrifft, freie Hand hätte, brauchte ich wirklich nicht mehr lange zu überlegen.

Ist das nicht ohnehin Usus, wenn man als Band einen Frontmann rekrutieren möchte?

Nein, ganz und gar nicht! Und mitunter liegt das noch nicht einmal an den Musikern, sondern geht sogar vom Label aus. Das ist auch der Grund, warum ich mich bis vor kurzer Zeit mit Frontiers Records nie auf eine Kooperation einigen konnte. Um mich nicht falsch zu verstehen, ich habe nichts gegen das Label und deren Manager, und finde auch die Musiker und Komponisten, die für sie arbeiten überaus kompetent, zu einer Zusammenarbeit bin aber nur dann bereit, wenn ich tun und lassen kann, was ich will.

Dabei hast Du doch erst vor einigen Wochen…

Du kennst LONG SHADOWS DAWN schon? Echt? Cool! Die Zusammenarbeit mit Emil war super, und das Ergebnis macht mich wirklich stolz. Alles was ich mache, geschieht aus Überzeugung. Von den Songs, die wir beide dafür geschrieben und aufgenommen haben, war ich das von Anfang an begeistert. Dass die Tracks schlussendlich auch vom Label ohne jeglichen Einwand abgesegnet wurden, bestätigt mich.

Das heißt, Du warst auch in den Entstehungsprozess von „V“ von Beginn an involviert?

Jawohl! Auch wenn es situationsbedingt nicht gerade einfach war. Als sämtliche Details besprochen und geklärt waren, habe ich mich mit den Kollegen immer wieder zu Telefonkonferenzen verabredet. Ich durfte ja nicht runter von der Insel. Die Gangart und Marschrichtung für die Songs waren ohnehin klar. Und da wir allesamt schon lange genug im Geschäft sind, dauerte es auch nicht lange ehe die ersten mp3-files über den Atlantik und wieder retour geschickt wurden.

Bedenken, dass eingeschworene ALCATRAZZ-Fans das Album vielleicht deshalb nicht sofort akzeptieren, weil ihnen „ihre“ Stimme fehlt, hattet ihr nicht?

Nicht mehr. Anfangs habe ich mir aber sehr wohl Gedanken gemacht, ob und wie ich akzeptiert würde. Im Endeffekt war es abermals Graham, der mich beschwichtigte. Ein überzeugenderes Argument kann es wohl nicht geben, als von einem Unikat wie ihm seiner Band empfohlen zu werden. Noch dazu mit den Worten: „Wenn einer meinen Gesang hinbekommen kann, dann Doogie!“

Respekt! Wie sieht denn nun die Erwartungshaltung aus?

Erfolgshoffnungen sind leider nur noch Illusion. Diese Pandemie hat das gesamte Musikbusiness schwer mitgenommen. Von uns Musikern bis hin zum Merchandiser auf einer Tournee, alle sind davon betroffen. Es macht auch keinen Unterschied, ob wir von ganz großen Namen sprechen, oder von der Band, die einmal im Monat im Pub um die Ecke auftreten darf. Deshalb haben wir auch nur dann eine Chance gegen dieses Virus, wenn wir alle zusammen dagegen ankämpfen! Wir selbst unternehmen alles, um zumindest die für Ende des Jahres anberaumte UK-Tour spielen zu können.

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