BEIRUT Gallipoli

4AD / Beggars Group / Indigo

Fünftes Album des weltmusikalisch versierten Indie-Poppers. Zurück zu alter Form(?).

BEIRUT ist Zach Condon, Low-Fi/Indie-Musiker aus Santa Fe, später Brooklyn, mit großem Interesse an insbesondere europäischer Folklore. Seine ersten beiden Alben „Gulag Orkestar“ (2006) und „The Flying Club Cup“ (2007) waren schlichtweg Meisterwerke und stilistische Offenbarungen. Die extrem melancholischen Songs verbanden Indie-Pop meisterlich mit verbeultem, leicht schiefem Blech zwischen europäischem Gypsy Brass und Begräbniskapelle aus New Orleans und elektronischer Heimorgel. MAGNETIC FIELDS meets Goran Bregovic. Zum Niederknien. Ab dem 3. Album „The Rip Tide“ (2011) ging’s bergab. Es fanden sich zwar noch so manche Songperlen, insgesamt wurde der Sound aber wesentlich belangloser und austauschbarer: Indie-Pop halt, luftig-fröhliche Stimmung, fette, polierte Produktionen, Gitarrengeschrammel. Das könnte man doch den Wohlstandskids, die ein paar Jahre Papa-finanzierte Rockstar-Auszeit vom College machen, überlassen. Die Luft oder das Feuer waren heraussen oder dem Mann ging’s zu gut, whatever. Zumindest für mich angesichts der Vorfreude auf neue Werke von ihm eine große Enttäuschung. 

Album Nummer 5 steht nun unter dem Zeichen von „Gallipoli“, einer alten, süditalienischen Hafenstadt, in deren Nähe Zach Condon sein neues Album zum Teil geschrieben und aufgenommen hat. Weiterer Inspirationsort war neben seiner Heimat Brooklyn diesmal Berlin, wo er viel Zeit verbracht hat. Europa scheint ihm gut zu tun. Das Album klingt wieder wesentlich stärker nach seiner Anfangszeit und somit viel eigenständiger als viel Indie-Pop-Einheitsbrei. Krachende, fiepende und dabei doch wohlig-schöne Heimorgeln und viele Bläsersets, laut Albuminfo großteils wieder von ihm selber eingespielt, lassen hoffen! Seine markante, angenehme Stimme hat ihn natürlich eh nie verlassen und lässt sofort wieder zu Hause fühlen. Der Melancholie-Anteil wird zumindest wieder angehoben.

Wie es um die tatsächliche Qualität des Songwritings und der langfristigen Sogwirkung der Songs bestellt ist, lässt sich nach zweimaligem Hören noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Klingt tut das alles jedenfalls mal wieder sehr, sehr gut!

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