DAN REED Liftoff

Zero One Entertainment

Balsam für die Seele

"In this challenging times I’m happy to bring some musical solace to these days” schickt Dan Reed voraus. Und “Liftoff” birgt in der Tat die probate Dosis musikalischen Trosts und Herzenswärme.

Ich muss an dieser Stelle zum wiederholten Mal meine erste Begegnung mit dem Ausnahme-Künstler erwähnen, im Rahmen eines ziemlich obskuren Festivals das im Mai 2009 im legendären “JBs” im idyllischen britischen Städtchen Dudley über die Bühne ging. Vollmundig als DAN REED NETWORK angekündigt lieferte Dan hier im Alleingang, nur mit seiner Acoustic, das lang ersehnte Comeback, das den wenigen Anwesenden wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. Mit einem Set aus Hits und neuen Liedern, verwoben durch persönliche Geschichten, verstand er uns ansatzlos zu verzaubern.

Das kann er auch heute noch. Dan hat “Liftoff” während des ersten Lockdowns in seinem Zero One Studio in seiner Wahlheimat Prag aufgenommen und alle Instrumente selbst eingespielt, mit Ausnahme von Gastauftritten von Richard Hilton (CHIC – keys), Bengt Jonasson (bs) und James Bird (MASON HILL – git). Wenn ich beim Opener und Titeltrack die Augen schließe, schleicht sich wie von selbst das “JBs”-Déjà Vu ein – die schlichte Gitarrenbegleitung und Dan’s unpretentiöser, eingängiger Gesangsvortrag vermögen mich damals wie heute in ihren Bann zu ziehen. Ebenso “Spaceship Built For Two”, eine liebevolle Anleitung den herrschenden Zuständen zusammen mit einem geliebten Menschen in die Weiten des Alls zu entfliehen, und auch “Landslide” und “Back To Earth” erweisen sich als rein akustische Prachtstücke. Auf “Hang Back” wechselt dann der Drum-Computor in eine relaxte Midtempo-Rhythmik während Dan auf dem Instrumental “Docking Sequence” der E-Gitarre ungewohnt sphärische Klangkaskaden entlockt. Die Paarung von minimalistischer Elektronik und nahezu brachialer Solo-Gitarre zu einem hochemotionalen Gesangsvortrag zeichnet “Shed My Skin” als definitives Highlight aus, dem sich dann “Butterfly” mit verträumter Eingängigkeit nahtlos anschließt. “Deeper Than Our Fear” erscheint distinktiv mit dem prächtigen “Losing Our Fear” von 2010 verknüpft, zum Abschluß entlässt uns Dan Reed mit den beiden überlangen Stücken “Man-Of-War” (10:23) und “Heavens-In-Flames” (10:38), die in allen Belangen noch mal richtig unter die Haut gehen.

Auf das ultimative COVID 19-Gegenmittel wird man noch warten müssen, mit “Liftoff” lässt sich zumindest die Seele heilen. Bestimmt!

http://danreed.com