GAZPACHO Fireworker

Kscope / Edel

Künstlerisch anspruchsvolle Klangkost

 

Seit inzwischen fast 20 Jahren steht der Name GAZPACHO für künstlerisch anspruchsvolle Klänge. Die sind zwar durchwegs der Kategorie "Progressive" zuzuordnen, den Begriff "Rock" dagegen kann meine Wenigkeit ehrlich gesagt schon länger nicht mehr zwingend mit dieser Formation in Verbindung bringen, auch wenn es in der Vergangenheit zumindest ab und zu doch ganz ordentlich zur Sache gegangen ist. Das hat sich jedoch im Laufe der Zeit doch einigermaßen geändert und das Sextett aus der norwegischen Hauptstadt sieht sich ja auch selbst nicht unbedingt dieser "Abteilung" zugehörig.

Ebenso wenig kümmert es sich seit jeher um etwaige Klischees und noch weniger um irgendwelche Limitierungen was die Kompositionen betrifft. Das ist auch ihrem zwölften Studioalbum anzuhören, das mutig und couragiert vom fast 20(!)-minütigen Epos 'Space Cowboy' eröffnet wird. Getragen einmal mehr von den ausladenden Keyboard-Teppichen von Band-Oberhaupt Thomas Andersen, entführen GAZPACHO den Hörer damit förmlich auf einen musikalischen Trip, der auf Grund der wohl bewusst reduzierten, relativ leise und dezent gehaltenen Atmosphäre zum genauen Zuhören zwingt.

Das Album dürfte auch durchaus mit Kalkül entsprechend produziert worden sein, denn je mehr man sich auf die wohldosierten und erneut eher unterkühlt wirkenden Tracks einlässt, umso mehr stellt man fest, wie einfach es zu sein scheint, mit kurzen, dafür aber ungemein präzisen Breaks für entscheidende Wendungen und dadurch völlig unterschiedliche Stimmungen zu sorgen.

Das ist unter anderem im zunächst eher melancholisch-balladesk gehaltenen 'Hourglass' der Fall, das durch sein klassisches Arrangement einen fast schon sakralen Charakter erhält. Aber auch im synthetisch-folkloristisch startenden, von dezenten orientalischen Melodien unterlegten Titelsong, der gegen Ende hin durch den Einsatz einer überraschend harsch gezupften Gitarre doch noch Fahrt aufnimmt.

Seinen großen Auftritt hat Sänger Jan-Henrik Ohme in 'Antique', das tiefenentspannt und mit meditativ wirkendem Charakter aus den Boxen kommt. Dabei kann Jan -Henrik seine Klasse mit Gänsehaut erzeugender Hingabe sowie den einmal mehr fast schon philosophisch anmutenden Texten eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Das schafft der gute Mann an sich auch im Finale 'Sapien', nach der gut viertelstündigen Laufzeit dieses Tracks muss aber dennoch die Frage erlaubt sein, ob das nun noch als "Kunst" durchgeht, oder doch schon eher in die Kategorie "belanglose Hintergrund-Berieselung" fällt?

Für mein Dafürhalten trifft bei diesem Titel eindeutig zweiteres zu. Das allerdings dürfte den Kollegen aus Norwegen ebenso am Allerwertesten vorbei gehen, wie ihren Fans. Die bekommen nämlich einmal mehr zweifelsohne anspruchsvolle und ästhetische Klangkost auf spieltechnisch höchstem Niveau geboten.

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