GURU GURU Dance Of The Flames, Hey Du, Moshi Moshi

Repertoire Records

Willkommen im GURU GURU-Universum!

GURU GURU werden immer wieder gerne Krautrock-Genre zugeordnet  – selbst Wikipedia ist da keine Ausnahme – dabei fuhren sie seit den frühen ‘68er Tagen einen sehr eingeständigen Stilmix aus Free Jazz, World Music, Space Rock und abgedrehten psychedelischen Exkursionen auf, der mal in einer Presse-Info trefflich als “anarchischer Musik-Kosmos” tituliert wurde.

Die Anzahl ihrer veröffentlichten Tondokumente ist ob der Vielzahl von Compilations und Live-Mitschnitten schwer zu dokumentieren, so an die fünfzig werden es jedoch locker sein. Ab Mitte der 70er hatte die Formation um Mastermind Mani Neumeier, der singende Drummer (oder vice versa) mit dem Mongolen-Oberlippenbewuchs, eine ihrer unbestritten kreativsten Phasen.

Jetzt können rührigen die Re-Release Experten von Repertoire wieder mit einer Triole epochaler Scheiben aus dem Backkatalog aufwarten, allesamt im schicken Digipack und superb remastert von Lars Lafayette Fasbender.

Mit “Dance Of The Flames” (1974) begannen GURU GURU, hier in schlichter Trio-Besetzung mit Mani (dr, perc, voc & “Entenfänger” – eine Lockpfeife für genanntes Federvieh), Houschäng Nejadepour (ex-EILIFF, git) und Hans Hartmann (e-bass, contrabass) – ein neues musikalischen Kapitel aufzuschlagen. Während auf den Vorgängerscheiben der Acid-getränkte Krautrock regierte gingen die Herrschaften, mit Houschäng als maßgeblichem (Co-)Songwriter, mit einer explosiven Mixtur aus Cosmic-Latin-Fusion-Jazz (in der Tat!) und Weltmusiksprengseln mit spanischen, arabischen und indischen Einflüssen an den Start. Selbstredend übte man sich wie gewohnt in skuriller Titelgebung wie “Dagobert Duck’s 100th Birthday” ­– nach anfänglichen Enten-Geschnatter gings mit sattem Funk-Groove und sensationellen, spaceigen Gitarren-Exkursionen gleich acht Minuten in die Vollen – “The Girl From Hirschhorn”, das gleichfalls mit Überlänge und ausgeprägt pychedelischer Schlagsseite um die Ecke kam oder “Ralluli”, dessen fernöstliches Szenario abrupt durch das Betätigen einer Toilettenspülung beendet wurde.

Auf “Hey Du” von 1979 hatte Mani den Bandnamen um “Sun Band” erweitert und das Lineup mit Roland Schaeffer (git, sax, voc), Ingo Bischof (keys, perc, voc), Gerald Luciano Hartwig (bs), Butze Fischer (dr, perc) wieder mal neu definiert. Das Aufkommen der Disco-Ära ging auch an Meister Neumeier nicht spurlos vorbei und so wurden dem Krautrock/Afro/Latin/Jazz-Hybrid zum Teil durchaus Dancefloor-kompatible Rhythmen verordnet. Der Tasten-Experte Ingo Bischof zeichnete hier als Co-Verfasser von nahezu kommerziellen Ohrwürmern wie “Starway” und ”Was Für ‘Ne Welt” verantwortlich, an dem bayrischen Funk-Gstanzl “Dös War I” bastelte auch KRAAN-Basser Hellmut Hattler mit und “Girl Fushi” bekommt mit Mani’s Tour de Force-Performance auf einer maldivischen Trommel eine ganz besondere Note. Und mit dem fast 10-minütigen, abgedrehten “Atommolch” durfte auch auch das viel und gerne zitierte Amphibium wieder mal vor den Vorhang treten …

Zeitsprung ins Jahr 1997: Im Anschluss an eine höchst erfolgreichen Japan-Tournee und der Enthüllung der Mani Neumaier-Wachsfigur im Tower Wax Museum in Tokio im Herbst 1996 verarbeiteten die Herrschaften ihre Eindrücke vom Land der aufgehenden Sonne auf dem Album “Moshi, Moshi”.  Natürlich hatte sich das Besetzungs-Karussel längst erneut gedreht und Mani und sein verbliebener Kumpel Roland Schaeffer musizierten nun mit Peter Kühnstedt (bs, voc), Luigi Archetti (g) und Hans Reffert (g). Mit den Herren Schaeffer und Archetti hatte Mani wieder kongeniale Songwriting-Partner an Bord und mit Ausnahme des lässig rockenden Titelstücks trugen Lieder wie das gleichermaßen Riff-lastige“Jetlag” oder der poppige Shuffle “Jonny Filter” mittlerweile vergleichsweise ziemlich gewöhnliche Namen. Die hier oft dominanten Solo-Parts der beiden Sixstringer waren definitiv eine Klasse für sich. “Don’t Worry About Koto” verströmte dann ein überaus charmantes fernöstliches Flair während “Skylab”, wie man vermuten konnte, mit außerirdisch anmutenden Elektronik aus dem Speakern dröhnte.

Obendrauf gibt’s hier nach dem abschließenden “Bonusdreck” mit “Elektrolurch Mutation” (da ist er ja wieder!) und “Skylab” zwei frenetisch umjubelte Live-Stücke, die dieses Schmuckstück ultimativ abrunden.

Altgediente GURU GURU-Fans werden diese amtlichen CD-Neuauflagen – “Moshi Moshi” erscheint auch auf Vinyl – definitiv zu schätzen wissen, auch bis dato unbedarfte Geschmacksmenschen sollten hier durchaus ein Ohr riskieren.

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