Mark KELLY’s Marathon

earMusic / Edel

Der MARILLION-Keyboarder kredenzt ein feines Solo-Album

 

Im Vergleich zu diversen anderen Kollegen, die sich auf ihren Solo-Alben nach Herzenslust austoben und mitunter auch völlig ungewohnte musikalische Gefilde abgrasen, entfernt sich MARILLION-Keyboarder Mark KELLY auf "Marathon" stilistisch nicht sonderlich weit von seinem Hauptbetätigungsfeld. Etwaigen Ketzern muss jedoch entgegnet werden, dass dieser "Solo-Lauf" (von wegen, neben Mark sind die drei Gitarristen Conal Kelly (übrigens ein Neffe des Chefs, der auch den Bass einzupfte), Pete Wood und John Cordy sowie Schlagzeuger Henry Rogers und die beiden Sänger Guy Wickers und Oliver M. Smith mit von der Part(y)ie, also jede Menge helfender Hände in die Sache involviert) sehr wohl seine Berechtigung hat. Schließlich geht es der seit fast 40 Jahren bei der britischen Prog-Institution für die feinen Klänge an den Tasten zuständige Ire hier wesentlich entschleunigter und bisweilen auch sanftmütiger an.

Eine dezente Pop-Patina ist dem Album generell nicht abzusprechen, diese passt obendrein perfekt ins Konzept, wird die teils filigrane Gitarrenarbeit sowie die mitunter an frühe Genre-Granden gemahnende Atmosphäre gerade dadurch elegant kontrastiert. Auch dass einige Gesangspassagen von einer für Progressive Rock fast schon überkandidelten Ausdrucksform leben, fügt sich gut in das Geschehen ein, schließlich sind Peter GABRIEL-Reminiszenzen auf dieser Scheibe omnipräsent.

Wie es sich für derlei Scheibletten regelrecht geziemt, basiert auch das von Mark seit langen Jahren vorbereitete, jedoch erst jetzt formvollendet "Marathon" auf einer Konzeptgeschichte. Diese ist im Themenkreis Fliegerei, Raumfahrt und Technik im Allgemeinen angesiedelt, allesamt offenbar persönliche Interessengebiete des eingeschworenen Rick WAKEMAN-Anhängers.

Ebenso nicht unerwartet kommt die Tatsache, dass 'Amelia' und 'Twenty Fifty One', die beiden Herzstücke des Albums, als mehrteilige Kompositionen angelegt sind und entsprechen dramatisch strukturiert und arrangiert wurden. Diese beiden Monumental-Epen fungieren - fast logischerweise ist man bestrebt zu sagen - als Eröffnung und Finale. Dazwischen wurden die zwar verhältnismäßig kurzen, aber keineswegs unspektakulären Prog/Pop/Art-Rock-Schnittchen 'When I Fell', 'This Time' und 'Puppets' eingebettet. Das schafft definitiv Abwechslung und fesselt den Hörer obendrein förmlich an die Boxen. Kurz, ein feiner Dreher eines vor Enthusiasmus förmlich explodierenden Künstlers!

Und noch was: 'Puppets' ist übrigens zusätzlich ein Indiz dafür, dass Mark keineswegs aus dem MARILLION-Clan "ausbrechen" musste, um dieses Album zu verwirklichen. Schließlich kommt ihm dabei sein langjähriger Kumpel und Kollege Steve Rothery zu Hilfe um diesen Ohrwurm mit seinem brillanten Spiel zu veredeln.
 

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