MORDRED Volition (EP)

Eigenproduktion

Comeback-EP der Crossover-Pioniere

 

Auch wenn es müßig ist darüber zu diskutieren, warum diese Band nicht wesentlich größer ist, darf nicht unerwähnt bleiben, dass MORDRED definitiv eine jener Bands war, die für die Erfindung des Crossover-Sounds verantwortlich zeichnete. So hatte die Formation aus der Bay Area schon auf dem 1989 aufgelegten Debüt "Fool’s Game" mit 'Everyday’s A Holiday' einen Melodie-betonten Thrash-Song mit heftiger Funk-Schlagseite anzubieten und huldigte darüber hinaus sogar Funk-Altmeister Rick JAMES in Form einer mitreißenden Cover-Version von 'Super Freak'.

Noch abgefahrener klang die Band knapp 24 Monate später auf ihrem zweiten Dreher "In This Life", wurde dafür doch Aaron "DJ Pause" Vaughn ins Line-Up geholt. Mit seinen elektronischen Spielereien und Scratches unterlegte er nicht nur die Songs, sein Beitrag hat den Sound der Truppe entscheidend geprägt und überaus originell klingen lassen, wie an Hand von Exemplaren wie 'Falling Away', die auch 30 Jahre später nichts von ihrer Würze eingebüßt haben, nachzuhören ist.

Doch so innovativ und zu diesem Zeitpunkt auch einzigartig MORDRED geklungen hat, der Durchbruch blieb der Formation rund um den auf der Bühne regelmäßig zum Vieh mutierten Scott Holderby verwehrt. Daran konnte auch das 1995 veröffentlichte "The Next Room" nichts ändern, auch wenn sich die Kalifornier darauf zumindest hinsichtlich des Innovationsgeistes auf Augenhöhe zur Konkurrenz befanden. Davon offenbar schwer gefrustet, zog man sogar noch im selben Jahr einen Schlussstrich unter das Kapitel.

Eine erste Wiedervereinigung des Crossover-Ensembles folgte zwar bereits 2001, diese brachte jedoch kaum Verwertbares zu Tage und wurde 2007 wieder für beendet erklärt. Sechs Jahre später wurde ein weiterer Versuch gestartet, offenbar mit Erfolg. Denn mit Ausnahme von Drummer Gannon Hall, der inzwischen durch Jeff Gomes ersetzt wurde, ist das "In This Life"-Line-Up auch heute noch zusammen. In dieser Besetzung wurden in den Jahren 2014 und 2015 einige Club-Gigs und Festival-Shows absolviert und auch wieder neue Songs in Angriff genommen.

Vier davon sind auf der vorliegenden Comeback-EP "Volition" verewigt und schon der Einstieg 'Not For You' macht deutlich, dass sich die Herrschaften ganz offenkundig an ihrem 1991er Gerät orientiert haben. Basierend auf einem gediegenen Thrash-Fundament brettert das Sextett mit Schmackes durch die Pampa, lässt aber auch ihrem DJ alle Freiheit dieser Welt und versteht es nicht zuletzt auf Grund der packenden Bridge mitsamt ebensolchem Refrain zum Mitmachen zu animieren. Das macht Spaß und lässt den Hörer kurzfristig die letzten Dekaden vergessen. Wenn da nur nicht die nicht mehr ganz so fitten Kniegelenke wären....

Weniger nach "Zeitmaschine" klingt das folgende 'What Are We Coming To', das nahezu völlig Metal-frei aus den Boxen kommt. Damit stellt MORDRED unter Beweis, dass die Band auch anno 2020 am Puls der Zeit zu musizieren versteht. Durchaus möglich, dass es die Kalifornier damit sogar schaffen junge Fans auf sich aufmerksam zu machen. Die älteren Semester werden diesen Hip/Trip-was auch immer-Hop-Ausflug dagegen nicht zwingend brauchen.

Nicht weiter tragisch, denn danach geht es wieder heftiger zur Sache. Und das mit Wucht, denn sowohl in 'Love Of Money', noch viel mehr aber im Finale 'The Baroness', bringen James Sanguinetti und Danny White die Saiten in bewährter Früh-90er-Bay Area-Manier zum Glühen. Auch Frontmann Scott hat nichts von seinem Charisma und seiner Ausdruckskraft eingebüßt und versteht es - selbst im erwähnten "Zeitgeist"-Ausfall – für Zufriedenheit bei alteingesessenen Fans zu sorgen. Ob sich der gute Mann wohl immer noch blau anpinselt, wenn MORDRED auf die Bühne geht?

Wär‘ nett, wenn wir uns davon irgendwann mal persönlich überzeugen könnten und die Formation bei dieser Gelegenheit auch gleich weitere neue Tracks vorstellig machen würde. Cooles Comeback!

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