Vor knapp 25 Jahren gründete eine handvoll kulturbegeisterter Burschen in der tunesischen Hauptstadt eine Band. Deren ambitioniertes Ziel war es, Heavy Metal in progressiver Machart mit orientalischer, genauer gesagt heimatlicher Folklore zu kombinieren. An Ideen mangelt es ihnen nicht, und auch das Können an den Instrumenten war bereits einigermaßen vorhanden. Da der ursprünglich gewählte Bandname XTAZY jedoch recht rasch als zu klischeehaft empfunden wurde, folgte nach dem Demo „Doubleface“ alsbald die Umbenennung in MYRATH, was übersetzt soviel wie „Vermächtnis“ bedeutet.
Unter diesem Namen ist die im Laufe der Jahre zwar mehrfach umbesetzte, ihrer ursprünglichen Intention jedoch immerzu treu gebliebene Formation nicht nur immer noch aktiv, sondern in letzter Zeit auch in stetig ansteigendem Ausmaß erfolgreich. So hatte man 2023 das Vergnügen mit KAMELOT auf Tournee zu gehen und war obendrein auch schon auf etablierten Festivals wie dem „Sweden Rock“, dem „Rock Hard“ und dem „Alcatraz“ in Belgien zu Gast. Aber auch die mittlerweile sechs Studio- und zwei Livealben fanden zahlreiche Abnehmer, weshalb sich die Truppe auf eine, vorwiegend auf dem europäischen Festland ansässige, treue Fanbase von respektablem Ausmaß verlassen kann. Stilistisch hat sich die Truppe im Laufe der Jahre zwar ein klein wenig in Richtung bombastischer, vermehrt symphonischer Sounds ausgerichtet, ihre Herkunft ist aber nicht zuletzt durch die faszinierenden Melodiebögen immerzu herauszuhören geblieben.
Mit „Reflections“ hält man nun Rückschau auf die bisherige Karriere. Die ausgewählten (wenn auch leider nicht chronologisch angeordneten, aber alles kann man eben auch nicht haben…) Kompositionen können sich definitiv hören lassen, wobei hinzufügen ist, dass diese allesamt auch ausgeklügelt und sehr detailreich arrangiert wurden. Dadurch kommen die immer wieder elegant eingestreuten folkloristischen Elemente auch - völlig unabhängig von der eigentlichen Instrumentierung und dem Härtegrad - entsprechend zur Geltung. Aber auch Sänger Zaher Zorgati trägt sein Scherflein zum Gelingen bei. Die Band hat mit ihm nämlich einen Frontmann in ihren Reihen, der nicht nur über ein beeindruckendes Stimmvolumen verfügt, sondern auch dazu im Stande ist, das Publikum mitzureißen.
Auch davon kann man sich auf „Reflections“ ein Bild machen, wenn auch erst am Ende des Albums. ‚Madness‘ wurde nämlich von dem aus dem Jahr 2020 stammenden Live-Album „Live In Carthage“ entnommen, einem durch die Bank gelungenen Mitschnitt, bei dem der „Heimspiel-Effekt“ einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erfolg der Band beisteuerte. Weshalb lediglich dieser Nummer in einer – zugegeben, überaus gelungenen - Live-Version auf dieser Scheibe verewigt wurde, weiß man nicht. Auf der anderen Seite muss man den Jungs aber auch für die Studiofassungen von Songs wie ‚Believer‘, ‚Beyond The Stars‘, ‚Dance‘ oder ‚Candles Cry‘ attestieren, die Zuhörerschaft mühelos in Bann ziehen zu können. Wer bislang noch nicht mit MYRATH in Kontakt gekommen ist, kann das nun relativ einfach nachholen. Die vorliegende „Best Of“ erweist sich nämlich als idealer Einstieg in die musikalische Welt dieser Band.
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