NAPLAVA Gitarrenhelden ganz persönlich

In den letzten Jahren blieb es fast schon verdächtig still rund um NAPLAVA, weshalb die Ankündigung eines neuen Longplayers innerhalb der Fan-Gemeinde für Furore sorgen wird.

Mit ihrer, nur schwer einem Genre zuzuordnenden Mixtur aus Doom, Sludge, Grunge und Stoner Rock konnte sich die seit etwas mehr als einer Dekade aktive, ursprünglich von Wien aus agierende Formation bereits ein durchaus respektables Gefolge erspielen. Das ist insofern nachvollziehbar, da die Burschen nicht nur bei ihren eigenen Songs keinerlei Limitierungen und Berührungsängste zeigten, sondern auch dann nicht, wenn es darum gegangen ist, Konzertangebote anzunehmen, selbst wenn ihr Gebräu auf den ersten Blick hin nicht zwingend unmittelbar die selbe Zielgruppe ansprechen konnte, wie der Haupt-Act.

In den letzten Jahren blieb es jedoch fast schon verdächtig still rund um NAPLAVA, weshalb die Ankündigung eines neuen Longplayers innerhalb der Fan-Gemeinde für Furore sorgen wird. "Sunless", so der Titel des neuen Drehers setzt im Prinzip dort an, wo die Formation mit "Opposites" vor mittlerweile knapp mehr als fünf Jahren (dazwischen gab es lediglich eine Split-Mini mit den Kollegen von MANIC YOUTH) aufgehört hat.

Dennoch ist vieles anders geworden im Lager der Band, wie uns Bandleader, Sänger und Gitarrist Dragan Maric am Telefon mitteilte:

Warum hat es denn solange dauert, ehe ihr mit einem neuen Album an den Start gehen könnt?

Gefühlt ist es noch gar nicht so lange her. Wahrscheinlich empfinde ich es auch keineswegs als "zu lange", weil in den letzten Jahren einfach so viel passiert ist. Der Hauptgrund liegt aber mit Sicherheit daran, dass ich beschlossen habe Wien zu verlassen, und mich in der Schweiz anzusiedeln. Seit einiger Zeit bin ich nun schon hier in Zürich und kann behaupten, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. In jeder Weise, denn sowohl persönlich als auch vom musikalischen Aspekt her fühle ich mich hier bestens aufgehoben. Ich arbeite in einem Gitarrenladen hier und kann mich wahrlich nicht darüber beschweren, dass es mir an irgendetwas mangeln würde.

Was hat Dich denn eigentlich dazu animiert deine Zelte in der Eidgenossenschaft aufzuschlagen?

Ich muss zugeben, dass ich in Wien nicht mehr so wirklich glücklich war. Auf der einen Seite wollte ich zwar "nur" den Alltagstrott verändern, allerdings habe ich mir gedacht, wenn schon Veränderung, dann ordentlich. Außerdem muss ich auch zugeben, dass mich die Schweiz schon als Jugendlicher in meiner musikalischen Sozialisierungsphase schwer beeindruckt hat. Die Bands waren irgendwie anders, irgendwie eigenständiger. Nicht zuletzt deshalb zähle ich CELTIC FROST immer noch zu meinen persönlichen Favoriten!

Das ist interessant, denn als musikalischen Einfluss hätte ich Tom Gabriel und seine Kollegenschaft zumindest aus dem neuen Dreher nicht herausgehört. Wobei es mir generell nicht ganz einfach fällt, eine unmittelbare Referenzband zu nennen.

Ha! Das ist gut so! Dann haben wir es nämlich offenbar erneut geschafft, eine eigene Linie beizubehalten. Das war zwar jetzt nicht zwingend ein Plan, sondern scheint in der Natur der Sache zu liegen, wenn wir zusammen Songs schreiben, stimmt mich vom künstlerischen Anspruch her aber jetzt schon sehr zuversichtlich auf das Feedback, wenn die Scheibe im Juni offiziell erscheint. Wobei ich mal eine Gegenfrage stellen muss: ist es so, dass Du gar nichts konkret heraushören kannst, oder woran liegt es?

Nein, gar nicht. Es sind bloß dermaßen viele Bands, die mir im Verlauf der Spielzeit in den Sinn gekommen sind, dass ich eine nähere Zuordnung nicht auf die Reihe bekommen habe. Ist aber nicht so schlimm. Außerdem bin ich nie so der CELTIC FROST-Fan gewesen. Ich war eher der CORONER-Anhänger.

Auch eine geile Band, keine Frage. Und auch eine, die sehr eigenständig unterwegs gewesen ist. Mein bisher wohl intensivstes "Swiss Metal"-Erlebnis war, dass ich in London auf den Flughafen mal Tom Gabriel persönlich getroffen habe und mit ihm ins Gespräch gekommen bin. Er war durchaus angetan von einem Fan erkannt zu werden, und noch nicht einmal abgeneigt mir zuzuhören, dass ich in Zürich in einem Gitarren-Shop arbeite. Ich war dann sogar so frei und hab' ihm eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Und weißt Du was? Ich kann inzwischen von mir behaupten, einen meiner musikalischen Helden beraten zu haben. Denn einige Zeit später stand er tatsächlich bei uns im Laden! Der gute Mann ist auch definitiv nicht so unnahbar, wie er vor allem früher in manchen Interviews beschreiben wurde. Im Gegenteil, es war ein überaus persönliches Gespräch.

Einen anderen deiner Gitarrenhelden meine ich auf dem neuen Dreher sehr wohl erkennen zu können. 'Kirk' handelt wohl nicht etwa vom Enterprise-Captain, oder?

Haha, nein definitiv nicht. Es stimmt, Kirk Hammett ist und bleibt einer meiner absoluten Lieblingsmusiker. Wie ich METALLICA generell zu meinen All-Time-Favorites zähle. Die gesamte frühe Thrash-Bewegung, in die ich mehr oder weniger hineingewachsen bin, hat es mir schwer angetan. Das mag man "Sunless" ebenso wenig direkt anhören, wie unseren früheren Scheiben, ich bin aber vor allem was die Spieltechnik betrifft, sehr vom Thrash der Frühzeit beeinflusst.

Dann habe ich mich bei 'Exodus' wohl auch nicht verhört....

Nein, überhaupt nicht! Als Jugendliche haben meine Kumpels und ich "Bonded By Blood" rauf und runter gehört, und ich hab' versucht die Gitarrenläufe von Gary Holt halbwegs unfallfrei hinzubekommen. Das war alles andere als einfach. Dabei war es aber weniger das Tempo selbst, das mich an den Rand der Verzweiflung brachte, sondern der zugleich ständige Wechsel des Rhythmus.

In den Sinn gekommen sind mir auch noch diverse Seattle- bzw. New Orleans-Exemplare, aber auch einige Formationen, die uns die Navajo-Wüste musikalisch schmackhaft machen haben können. Das jedoch, wie schon gesagt, keineswegs speziell bei irgendeiner Nummer, sondern plötzlich und zum Teil auch eher als in sich stimmiger Kontrast in einer Nummer, die zuvor in eine völlig andere Richtung gegangen ist.

In Konsens gebracht habt ihr alles durch die Tatsache, auf Klischees zu verzichten und auch keine plakativen Songtitel zu erfinden, sondern seid bei "Ein-Wort-Titel" geblieben, die in erster Linie Aufschluss über die Atmosphäre geben. Wie etwa mit "Alaska", das den wohl "kältesten" der neun Tracks darstellt.

Vielen Dank. Es freut mich wirklich so etwa zu hören. Denn selbst, wenn ich persönlich momentan ein wenig Abstand brauche, um die eben erst fertiggestellten Songs zu reflektieren, tut es gut zumindest ähnliche Meinungen zu unserer Intention zu hören.

Besten Dank für die Informationen und viel Glück mit "Sunless". Das Album wird übrigens digital und als Vinyl-Auflage am Records Day Drop 2 (17. Juli) erscheinen.

Im Moment ist die Band dabei über eine Crowdfunding-Kampagne die Press-Kosten einigermaßen abdecken zu können und bietet auf wemakeit.com/projects/naplava-sunless-lp bis einschließlich 21. Juni diverse Schmankerl zu sehr fairen Preisen an.

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