RAMOS Der Saitenkünstler im Gespräch

Josh RAMOS erzählte uns alles Wissenwerte zu "My Many Sides"

 

 

Mit seinem emotionsgeladenen Gitarrenspiel hat er die Musik von THE STORM entscheidend mitgeprägt. Zudem kann der ursprünglich aus Chicago stammende, aus Karrieregründen einst nach Kalifornien übersiedelte und noch heute in San Rafael in der Bay Area beheimatete Saitendehner auf eine überaus erfolgreiche Zeit bei HARDLINE zurückblicken.

Jetzt hat Josh RAMOS, der in den 80er Jahren bei LE MANS, wo er gemeinsam mit dem viel zu früh verstorbenen Derek Frigo ein feines, harmonisches "Doppel" spielte, erstmals auffällig wurde, mit "My Many Sides" ein formidables Solo-Album abgeliefert. Auf diesem geben sich nicht nur Könner wie Danny Vaughn, Eric Martin, Joe Retta und Tony Harnell ein Stelldichein, die Scheibe lebt auch von der variantenreichen Darbietung des Namensgebers. Wie es dazu kam und vieles mehr erklärte uns der Six-Stringer im Interview:

Wie lange trägst Du denn schon die Idee in dir dieses Solo-Album zu veröffentlichen?

Zum ersten Mal darüber nachgedacht habe ich, als ich bei HARDLINE ausgestiegen bin. Das war so vor etwa zehn Jahren. Meine Intention war aber nicht ein Solo-Ding im eigentlichen Sinne durchzuziehen, sondern viel mehr Songs zu schreiben, die von verschiedenen Musikern und Sängern umgesetzt werden sollten. Das konnte ich bei HARDLINE logischerweise nicht, daher war mein Schritt in die Selbstständigkeit einfach notwendig.

Willst Du mit dem Titel darauf hinweisen, daß Du dir musikalisch keine Grenzen gesetzt hast?

In gewisser Weise schon. Viel mehr aber darauf, daß ich Musik nach Gefühl komponiere und von daher nie wirklich weiß in welche Richtung es gehen wird. Ich bin selbst von völlig unterschiedlichen Künstlern beeinflusst worden und liebe neben Rock auch Soul und Blues. Ich hab‘ also tatsächlich sehr viele musikalische Seiten.

Das merkt man dem Album auch an. Hattest Du auch die jeweilige Stimme im Hinterkopf, als Du die Songs geschrieben hast? Oder kam die Entscheidung, wer welche Nummer singen soll später?

An und für sich weiß ich es ganz genau, welche Stimme ich haben möchte. Das habe ich als Songschreiber durch meine Zusammenarbeit mit Hugo Valenti gelernt. Daher klingen die RAMOS/HUGO-Scheiben auch völlig anders als mein neues Album und auch anders als alles andere, das ich bisher aufgenommen habe. Das Problem war jedoch, daß ich nicht wusste, ob alle Kollegen, die mir vorschwebten, auch Zeit dafür haben. Diesbezüglich hatte ich aber Glück, denn ich erhielt ausnahmslos Zusagen. Daher bin ich nicht nur froh, sondern auch sehr auch stolz darauf, großartige Sänger wie John Bisaha, Harry Hess oder Terry Ilous dabei gehabt zu haben.

Hast Du die Herrschaften dann zu Dir ins Studio gekarrt, oder wie darf man sich die Entstehung vorstellen?

Terry war der einzige, der mit mir im Studio gewesen ist. Alle andere haben ihre Parts bei sich zu Hause aufgenommen. Einer der Vorteile des Internets ist bekanntlich, daß man Kooperationen, die an sich geographisch und logistisch nur sehr schwer bis gar nicht zu managen sind, auf simple und effiziente Weise absolvieren kann. Das hat zwar nicht von heute auf morgen geklappt, war aber auf jeden Fall für alle passend. Die eigentlichen Aufnahmen haben dadurch auch gut drei Monate gedauert, doch im Endeffekt waren alle zufrieden und glücklich, als "My Many Sides" im Kasten war.

Gut nachvollziehbar. Wie sah es denn mit den Texten aus? Hatten die Kollegen freie Hand, oder gab es Vorgaben deinerseits?

Ich hatte zwar von der Atmosphäre der Instrumentalversion durchaus Ideen, was mir für den fertigen Song vorschwebte. Die Texte konnten die Jungs aber nach ihrem persönlichen Geschmack gestalten. Zwar existierten einige Text-Fragmente von mir, die ich dann entsprechend weitergegeben habe, der Löwenanteil der Lyrics stammt aber von den jeweiligen Sängern.

Besonders hervorgehoben muß, wenn auch aus traurigem Anlass, "I‘m Only Human" deine Kooperation mit dem im letzten Jahr verstorbenen Tony Mills. Wie war das für Dich?

Das war in der Tat eine sehr emotionale Geschichte. Ich hab‘ Tony zwar nie persönlich getroffen, doch wir hatten im Vorfeld einige Gespräche, ob er diese Nummer, die ich mit meinem Produzenten und Bassisten Fabrizio Grossi komponiert habe, singen möchte. Da ich nicht wusste, ob er sich noch fit genug fühlen würde, war ich zunächst ein wenig vorsichtig. Doch Tony willigte ein und hat alles gegeben. Das tat er bis zu seinem Ende, denn die Musik war sein Leben. Deshalb bin ich auf diese Nummer auch ganz besonders stolz!

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