Ray ALDER II

Inside Out Music/ Sony Music

Der zweite Alleingang – als Hinweis?

 

Schon im Vorfeld von "Long Day Good Night" munkelte man, es könnte sich dabei um das letzte Studioalbum von FATES WARNING handeln. Da seit diesem Zeitpunkt (die Scheibe wurde Ende 2020 veröffentlicht) tatsächlich nicht großartig viel von der US-amerikanischen Prog Metal-Institution zu vernehmen war - außer dem unbestätigten Gerücht, dass Mastermind Jim Matheos angeblich Gedanken hegt, die Formation demnächst zu Grabe zu tragen, und zudem auch seine Laufbahn als Songwriter zu beenden - lässt sich das zweite Solo-Album von Ray ALDER wohl durchaus auch als Hinweis auf weitere Aktivitäten des Sängers deuten.

Das ist jedoch tatsächlich noch "Zukunftsmusik", und soll auch nicht vom eigentlichen Thema ablenken. Denn völlig unabhängig davon, stellt "II" den geradezu logischen Nachfolger des ersten Alleingangs mit dem Titel "What The Water Wants" dar, mit dem Ray seinen Fans vor vier Jahren die Ehre erwiesen hat.

Die Annahme, dass Ray bestrebt war eine Fortsetzung des überaus wohlwollend aufgenommenen Solo-Debüts zu liefern, ist auch deshalb naheliegend, da das Songwriter-Gespann unverändert geblieben ist. Es waren erneut Mike Abdow (der in der Vergangenheit auch zum Tour-Tross von FATES WARNING zählte) und LORDS OF BLACK-Gitarrist Tony Hernando, die zusammen mit dem in Spanien ansässigen Texaner die Tracks komponiert haben. Zudem hat sich das Duo auf dem Album auch die Aufnahmen der Saiteninstrumente geradezu brüderlich geteilt, und mit CRESCENT SHIELD-Drummer Craig Anderson genau jenen Instrumentalunterbau geliefert, der die charismatische Stimme erst so richtig in Szene zu setzen vermag.

Die Songs an sich haben erwartungsgemäß wenig mit Prog Metal zu tun, und sind auch von der eher traditionell angelegten Hard Rock-Gangart von A-Z weit entfertn. Selbst wenn die Stimme natürlich unverkennbar ist, und von daher Reminiszenzen durchaus zu erklären wären. Die Intention war aber keineswegs jene, auch nur annähernd so zu klingen, wie eine seiner anderen "Spilewiesen". Sehr wohl jedoch hatte Ray im Sinn, Songs zu erschaffen, die eingängig ausgefallen sind, und sich im Gedächtnis des Zuhörers rasch einprägen.

Das ist dem Barden und seinem Team einmal mehr gelungen. Zudem weiß auch "II" mit jenem lässigen, tiefenentspannten Groove zu überzeugen, der bereits beim leider nur kurzlebigen, und bis heute schwer unterschätzen Alder-Projekt ENGINE prägend gewesen ist.

Da sich die Instrumentalfraktion bei aller Klasse auch noch nobel mit Soli zurückhält, und stattdessen die Gesangsperformance (auch klangtechnisch) in den Vordergrund gestellt wurde, klingen Tracks wie 'This Hollow Shell', 'Waiting For Some Sun', 'Silence The Enemy' und 'Those Words I Bled' nicht nur überaus persönlich, sondern lassen gar an eine Art "Seelenstriptease" des Sängers denken.

Als Fazit lässt sich also festhalten, dass "II" keineswegs als "Pausenfüller" oder "Beschäftigungstherapie" zu verstehen ist, sondern viel mehr als Album, mit dem sich Ray ALDER abermals als ernstzunehmender Lieferant von edlen Songs etablieren möchte.

Das ist dem guten Mann auf jeden Fall gelungen, weshalb die Fan-Gemeinde seiner "zukünftigen Ex-Band" zumindest von ihm auch weiterhin mit erstklassigem Nachschub rechnen darf.

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