RONNIE LANE Just For A Moment - Music 1973-1997

Universal

Eine bedeutende Hommage!

Ein Bassist war in der guten alten Zeit, zumindest nach außen hin, oft der Besonnene, der Ruhepol in der Band. So wie John Entwistle bei den WHO, Bill Wyman bei den STONES oder John Paul Jones bei LED ZEPPELIN sorgte auch Ronnie Lane bei den (SMALL) FACES für Tiefton-Kompetenz und zeichnete überdies als Co-Writer mit Steve Marriott bzw. Ron Wood & Rod Stewart für die zahlreichen Hits dieser Combos verantwortlich, den Publicity-trächtigen, oft exzessiven Livestyle überließ er gut und gerne den Letzgenannten.

Während besagte Bandkollegen in weiterer Folge zu ruhmreichen Großtaten aufbrachen, kehrte Ronnie 1973 nicht nur den FACES sondern auch dem Rock’n’Roll den Rücken und verschrieb sich mit SLIM CHANCE dem traditionellen britischen Folk Rock, den er – im Gegensatz zu nationalen Mitbewerbern wie FAIRPORT CONVENTION oder STEELEYE SPAN – mit einem kräftigen Schuß amerikanischer Country-Känge veredelte. Er zog mit Kind und Kegel auf eine Farm in Wales, schrieb dort neue Songs und legte sich ein top ausgestattetes mobiles Recording Studio zu, wo dann auch die Aufnahmen für das Debutalbum stattfanden.

Auf “Anymore For Anymore” (1974) waren rund ein Dutzend Musiker zugange, darunter das angesagte Singer/Songwriter-Duo (Benny) GALLAGER & (Graham) LYLE und der GREASE BAND/FAIRPORT CONVENTION-Drummer Bruce Rowland. Der Ohrwurm “The Poacher” wurde als erste Single ausgekoppelt – ein vielverspechender Top Of The Pops-Auftritt fiel aufgrund eines Techniker-Streiks aus und der Song ging weitgehend unbeachtet unter, der Album Vorbote “How Come”, hier als Bonustrack vertreten, hatte es immerhin auf Platz 11 der Charts geschafft. Die Kritiker war angetan, die Verkaufszahlen durchaus passabel und Ronnie brach mit voller Entourage sowie einem Zirkuszelt und –Wohnwägen zur legendären “Passing Show” auf, die über kurz oder lang ob ausufernder Kosten ein frühes Ende fand. “Anymore For Anymore” kommt hier mit 10 Extras: Neben dem oben erwähnten “How Come” gibt’s mit “Done This Before” auch die Single-B Seite, drei Songs vom Wood/Lane-Soundtrack “Mahoney’s Last Stand” sowie diverse BBC-Liveaufnahmen.

Bei dem Nachfolger “RONNIE LANE’S SLIM CHANCE” (1975) war das opulente Lineup zum Quintett geschrumpft und mit Steve Simpson (git, mandolin, fiddle) Charlie Hart (keys, fiddle), Colin Davey (dr) und Brian Belshaw (bs) komplett neu aufgestellt, man nahm auf Mick Jagger’s Landsitz und mit dem LMS (Lane Mobile Studio) auf und die Scheibe war in zwei Wochen im Kasten. Wieder ein Potourri aus bodenständigen, unprätentiös inszenierten Weisen, zum Kennenlernen sei das Trinker-Moritat “A Bottle Of Brandy” oder das swingende “Blue Monday” (keine Verwandtschaft mit dem NEW ORDER-Gassenhauer) empfohlen. Auch hier wurde mit Single A’s & B’s, Outtakes und BBC-Mitschnitten aufgedoppelt.

“One For The Road” (1976) war, wie der Titel vermuten lassen könnte, kein Live-Album sondern enthielt neun Songs, die die entspannte aber enorm kreative Schaffensperiode in der ländlichen Idylle widerspiegelten. Die Musiker-Kommune, in unveränderter Besetzung, arbeite tagsüber auf den Feldern und abends wurden gemeinsam an den Liedern gefeilt. Als Bonustracks werden hier fünf Titel von “Rough Mix”, der Zusammenarbeit mit Pete Townshend, beigestellt, dazu noch weitere fünf aus der bisher unveröffentlichten Fishpool-Session. Und das war dann auch der Schwanengesang für dieses SLIM CHANCE-Lineup, da Ronnie seinen Lebesmittelpunkt aufgrund seiner fortschreitenden MS-Erkrankung nach London verlegen musste…

Nach dem oben erwähnten “Rough Mix”-Projekt tourte Ronnie nochmals mit SLIM CHANCE in wiederum runderneuter Besetzung, diesmal war neben dem langjährigen STONES-Keyboarder Ian Stewart und dem John Mayall-Drummer Hughie Flint unter anderem auch keine Geringerer als Eric Clapton mit von der Partie. Mit dieser Besetzung und weiteren Freunden wie Alun Davies (Cat Stevens) und Henry McCullough (GREASE BAND) entstand dann auch Ronnie’s letztes Studioalbum “See Me” (1979), das mit dem bezaubernden “Kutschy Rye” noch einen Mini-Hit in petto hatte und hier mit Demos und (weiteren) Songs aus den Fishpool- und R ‘n’ B-Sessions aufgewertet wird.

Die wahren Schmankerln sind dann auf Silberling Nummer 5 & 6 zuhause: Auf “Live + Odds ‘n’ Ends” sind diverse Session-Exzerpte, Demos und acht Titel vom Rockpalast Auftritt von 1980 versammelt, “The US Years” birgt größtenteil unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Amerika-Tourneen gegen Ende der Achtziger, darunter einige Tracks mit den TREMORS, bei denen SMALL FACES-Kumpel Ian McLagan und STONES-Saxler Bobby Keys mitwirkten. Höchst spannend sind auch diverse US-Studiotakes für ein nicht mehr realisiertes Album und zu guter letzt einen Mitschnitt mit drei Liedern von der Japan-Tour 1990.

Dass die hochwertige Box ein reich bebildertes, 70-seitiges Buch mit detaillierten Infos, ein Poster und ein fein gestaltetes Lyric-Heft enthält ist dann noch das ultimative Sahnehäubchen, hier wird ein großer, unvergessener Musiker liebevoll und nachhaltig gewürdigt!

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