SIENA ROOT Etwas Wärmendes, etwas Rotes und etwas Erdiges

Auch wenn ihre Alben seit jeher ein gehöriges Maß an Spontanität offeriert haben, setzen die schwedischen Retro-Rocker:Innen von SIENA ROOT auch auf Kontinuität. Das lässt sich nicht zuletzt an ihrer imposanten Diskografie nachvollziehen, die dieser Tage um »Revelation« (Atomic Fire Records) erweitert wird.

 

Da diese Scheibe eigentlich schon im letzten Sommer angekündigt worden war, galt es zunächst einmal den Veröffentlichungszeitpunkt mit Bassist und Gründungsmitglied Sam Riffer zu erörtern, der sich über Zoom bei uns meldete:

Handelt es sich bei eurer aktuellen Veröffentlichung um eine Neuauflage?

Nein. Wir hatten zwar vor, »Revelation« schon im Vorjahr auf den Markt zu bringen, waren uns jedoch in einigen Belangen mit dem seinerzeitigen Label uneins. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Scheibe mit einem anderen Businesspartner zu veröffentlichen. Uns war zwar klar, dass es sich um den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gehandelt hat, es blieb uns aber keine andere Wahl. Da die Promotion-Kampagne bereits gestartet war, dürften viele Fans darauf gewartet haben, »Revelation« spätestens im Herbst des Vorjahrs in Händen halten zu können.

Das wäre wohl auch durchaus möglich gewesen, allerdings haben wir uns gesagt, dass wir das Album erst dann veröffentlichen wollen, wenn unsere Ideen und Vorgaben vom entsprechenden Label auch umgesetzt werden können. Das ist der Grund, weshalb die Scheibe mit einem knappen halb Jahr Verspätung erscheint.

Eure Fans werden es verkraften. Nicht zuletzt, weil eure Mucke seit den Anfängen verdientermaßen das Prädikat „zeitlos“ erhalten hat. Inspirationen sind dabei immer noch herauszuhören, die scheinen unverändert. Korrekt?

Ja, und daran wird sich auch in Zukunft wohl nichts ändern. Ich kann zwar nicht für alle in der Band sprechen, aber meine persönlichen Favoriten stammen allesamt aus jener Generation, die man heute der Kategorie „Classic Rock“ zuordnet. Wahrscheinlich deshalb, weil es sich ausnahmslos um Klassiker der Rockmusik handelt, ohne die es heute womöglich keinen Hard und Heavy Rock geben würde. Bands wie DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN, JETHRO TULL und URIAH HEEP haben etwas erschaffen, von dem die gesamte Branche heute noch lebt. Klar sind auch wir bestrebt, so eigenständig wie nur möglich zu klingen, die erwähnten Inspirationsquellen wird man aber immer heraushören.

Im Vergleich zu einigen eurer früheren Werke empfinde ich den Anteil folkloristischer Momente auf »Revelation« höher. Woran liegt es?

Ehrlich gesagt dachte ich, wir hätten davon auf den letzten beiden Alben mehr gehabt. Es kann aber natürlich sein, dass wir diesbezüglich ein völlig anderes Empfinden haben.

Interessant. So wirklich wahrgenommen habe ich diese Anteile jedenfalls erst auf eurer 2020er Scheibe »The Secret Of Our Time«. Und mit eurer neuen Nummer ‘Madukhauns’ seid ihr ziemlich nahe in Richtung "World Music" gekommen. Aber wie auch immer......

Worin genau liegen denn deiner Meinung nach die wesentlichsten Unterschiede eurer Alben generell?

Zum einen, so hoffe ich zumindest, sehe ich eine überaus positive Entwicklung beim Komponieren und Arrangieren. Schließlich wage ich zu behaupten, dass wir uns als Songschreiber stetig steigern haben können. Und zum anderen, und damit denke ich, lässt ich wohl auch dein Empfinden erklären, liegt es mit Sicherheit auch an den unterschiedlich ausgeführten Gesangsbeiträgen. Auf »Revelation« ist nun Zubaida Solid als alleinige Sängerin zu hören, während sie sich auf dem Vorgängeralbum die Vocals noch mit Lisa Lystam geteilt hat.

Zubaida ist in Schweden als Vokalistin sowohl im Blues, als auch im Soul und Jazz eine bekannte Größe. Offenbar ist sie aber auch eine begnadete Texterin, schließlich gehen einige der Lyrics eures neuen Albums auf ihre Kappe. War das eine Bedingung für den Einstieg?

Nein, überhaupt nicht. Allerdings haben ihr die letzten beiden Jahre sehr zugesetzt, und sie musste ihre Gefühlswelt in Texte ummünzen. Zubaida war sehr heftig an CoVid erkrankt, und hatte lange damit zu kämpfen. Aus Frust, aber auch, weil es angeordnet war, hatte sich in ein einsames Gebäude in den Wäldern zurückgezogen, um mit der Situation klarzukommen. ‘Coincidence & Fate’, der Opener, handelt von ihrer Krankheitsbewältigung. Genauer gesagt von ihrem Umgang mit der Todesangst.

Heftiger Tobak. Ganz im Gegenteil zum schlichten, aber geschmack- und effektvollen Artwork. Die Farbgebung hat wohl etwas mit eurem Bandnamen zu tun?

Natürlich. Als wir in den späten 90er Jahren die Band formiert en haben, waren wir uns schnell einig, dass unsere Musik etwas Wärmendes, etwas "Rotes", und etwas Erdiges an sich hat. So sind wir dann auch zu unserem Bandnamen gekommen, schließlich hatte irgendjemand den Begriff "Siena" ins Spiel gebracht. Bei unseren ersten Tourneen haben uns zwar noch viele Fans gefragt, was genau wir denn mit dieser Stadt in der Toskana am Hut hätten, mittlerweile gibt es solche Fragen aber nicht mehr.

Kein Wunder, ihr habt Euch ja auch als Live-Band längst etabliert, und jede Menge Fans gewonnen. Ist Euch das Spielen auf Bühnen wichtiger als das Aufnehmen im Studio?

Grundsätzlich schon, auch wenn uns längst bewusst ist, dass wir ohne neue Alben wohl nur schwer ist, Zuseher in die Clubs zu locken. So etwas können sich nur Bnads erlauben, die über einen entsprechenden Back-Katalog verfügen. Zu denen zählen wir eben noch lange nicht. Allerdings haben wir im Laufe der Zeit viel gelernt, und von daher ist ein Studioaufenthalt längst nicht mehr eine solches Vorhaben, wie es das für uns als Jungspunde gewesen ist. Dennoch glaube ich, dass Dir jedes Bandmitglied diese Frage damit beantworten würde, lieber auf der Bühne zu stehen, als im Studio zu arbeiten. Du kannst Dir also sicher vorstellen, wie glücklich wir gewesen sind, als wir 2022 endlich wieder zusammen auf Tournee gehen konnten. Hoffentlich bleibt das auch so!

Ja, das hoffen wir alle!

(Fotos: Petter Hilber)

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