SIR TRALALA Echt Gute Böse Lieder

monkey./Rough Trade

Der schrullige wie begnadete Musiker mit Dialekt-Album.

 

SIR TRALALA aka David Hebenstreit ist seit vielen, vielen Jahren eine echtes Szeneoriginal in Wien. Wer auch nur ein bisschen eine Nachteule ist, müsste eigentlich schon mal vor einer, vorrangig Gürtellokal-Bühne gestanden sein, auf der SIR TRALALA steht. Er ist ein begnadeter Musiker an Gitarre und Geige, hat eine unverwechselbare, reibeisene Stimme und vermag mit spleenigen, eigenen Songs wie auch einem ständig, spontan abrufbarem Repertoire an grandiosen Covers von Tom Waits über BEASTS OF BOURBON bis zu Leonard Cohen zu begeistern. Er ist ein äußerst sympathischer Exzentriker, der mit Ehrlichkeit, Freundlichkeit und einer unbefangenen Art überzeugt. Dies zeigt sich auch in seinem scheuklappenbefreiten musikalischem Schaffen. Das macht halt die stilistische Einordnung nicht immer einfach. Er osziliert zwischen minimalistischer Singer/Songwriter Musik, computergenerierten Orchestern aus dem Laptop als Begleitung, dreckigem Schlurfwalzer- & Varieté-Sound à la Tom Waits oder TIGER LILLIES, Country, Pop, Englisch, Deutsch und Dialekt. Als Geiger kennt man ihn vor allem von der NEIGUNGSGRUPPE SEX, GEWALT & GUTE LAUNE, er ist ebenso als Produzent und Filmmusikkomponist tätig, für den Film „Die Vaterlosen“ von Marie Kreutzer hat er auch den grandiosen Titeltrack „Bound To Be“ beigesteuert. Ich hab ihn spätestens vor gut 10 Jahren ins Herz geschlossen, als wir im EKH ein Konzert mit ihm veranstalteten und er ein paar Tage vorher im Infoladen um einen kleinen Vorschuss vorbeikam: Die Brille war kaputtgegangen und er hatte keinen Cent mehr. David Hebenstreit hat sehr dicke Brillen.

Sein neues Album ist nun ein astreines Dialektalbum, welches sich musikalisch zwischen dreckigem Blues, Blues-Rock, Country und experimenteller Unbekümmertheit bis hin zu Dubstep-Einsprengseln bewegt. Es passt natürlich etwas zum Wiener Zeitgeist und den NINO AUS WIEN, VOODOO JÜRGENS, WANDA, Alex Miksch zählt er zu seinen Freunden und Bühnenkollegen. Inhaltlich weist der Titel den Weg, Qualtinger hat seine „Schwarzen Lieder“, Hirsch die „Dunkelgrauen“. Das Album ist ein kleines Opus Magnum und gleichzeitig schwer und witzig, vereint Tresenhits mit Pop-Hochkultur für Ö1. Voll wienerisch halt.

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