STEPHEN DALE PETIT 2020 Visions

Bertus

Hochkarätiges Liedgut

Bin in der Info zu dieser Scheibe wieder mal über den Terminus “New Blues” gestolpert. Der wird Interpreten wie den WHITE STRIPES, Seasick Steve oder den BLACK KEYS zugeordnet, und eben auch Stephen Dale Petit.

Der hatte schon als Teenager ein Faible für den Blues entwickelt, für Interpreten wie B.B. King, Elmore James, Robert Johnson Freddie King, konnte sich aber mindestens genauso für die Vorreiter des British Blues Boom, Alexis Korner und John Mayall, begeistern. So zog es den jungen Kalifornier Anfang der 80er nach London, wo er bald mit Genre-Größen wie Eric Clapton, Mick Taylor, David Gilmore und dem kürzlich verstorbenen PRETTY THINGS-Frontman Phil May auf der Bühne stand und auch auf einigen Alben der oben genannten gastierte.

Um den Blues in seiner ursprünglichsten Form zu (er)leben, begann Stephen 2003 als Straßenmusiker in der Londoner U-Bahn zu spielen und konnte sich drei Jahre später mit den Einnahmen sein Debut “Guitarama” finanzieren. Es folgten vier weitere, jeweils mit honorigen Gästen wie Chris Barber, Hubert Sumlin, Max Middleton oder Dr. John verbrämte Alben, anläßlich eines Benefiz-Konzertes für den legendären “100 Club” teilte sich der Mann mit drei Generationen von ROLLING STONES-Mitgliedern – Dick Taylor, Mick Taylor und Ronnie Wood – die Bühne.

Sein aktuelles New Blues-Ouevre “2020 Visions” ist ein veritables Zeitgeist-Album mit einer hinreißenden Mixtur aus Blues, Rock, Pop und Psychedelic, und einem kräftigen Schuß Punk zum Drüberstreuen. Der Opener und Titeltrack, ein geradliniger, eindringlicher Rocker, skizziert ein ziemlich düsteres Bild des aktuellen Welt-Szenarios, mit “The Fall Of America” macht Stephen Dale Petit seinem Unmut über die politische Situation in der USA mit wütenden Riff-Kaskaden Luft. “Soul Of A Man” ist dann mit einem vergleichsweise fast kommerziellen Chorus ausgestattet und “Raw” tönt – nomen est omen – als derbes Fuzz-Monster mit schwerer Psych-Schräglage aus den Boxen. Völlig unvermutet kommt dann plötzlich schwer Traditionelles um die Ecke: “The Ending Of The Ending” entpuppt sich als originärer Slow-Blues, auf dem die Gitarre mit dem Jazz-Piano in den Wettstreit geht, um dann in siebenminütiger Eleganz den Wandel zur Ballade zu vollziehen, das darauffolgende Instrumental “Stepping Out” könnte gut und gerne aus dem Fundus von SAVOY BROWN oder Rory Gallagher entliehen sein.

Produziert wurde “2020 Visions” vom sechsfachen Grammy-Gewinner Vance Powell (Chris Stapleton, WOLFMOTHER, WHITE STRIPES, …), für das mega-coole Album-Cover zeichntet die 82-jährige Musiker/Grafiker/Produzenten-Legende Klaus Voormann verantwortlich.

Ein Album wie ein Roadtrip: Aufregend, stürmisch und voller Überraschungen!

www.stephendalepetit.com