THE BLUES BAND So Long

Repertoire Records

Imposanter Abschied

Obwohl erst 1979 gegründet ist die BLUES BAND eines der letzten Relikte des glorreichen britischen Blues Boom, die zweite Generation sozusagen. Die Vita der Protagonisten, die sich von ihren vormaligengen Brötchengebern verabschiedet hatten um sich ganz dem Sound der Altvorderen zu verschreiben, konnte sich hören lassen: Sowohl Sänger Paul Jones als auch Sixstringer Tom McGuinness kamen von Mannfred Mann’s Talenteschmiede, der Slide-Majestro Dave Kelly stand mit der JOHN DUMMER BAND wie auch mit Legenden wie Howlin’ Wolf oder John Lee Hooker auf der Bühne, Basser Gary Fletcher war mit SAM APPLE PIE zugange und an der Schießbude saß der JOHN MAYALL’S BLUESBREAKERS-Alumnus Hughie Flint. Als letzterer den Drum-Stool 1981 an Rob Townsend (ex-FAMILY) abtrat bedeutete dies übrigens den einzigen Besetzungswechsel in mehr als vier Dekaden.

In Europa und speziell in Deutschland regelmäßig auf Tour und ungebrochen erfolgreich hat das Altherren-Quintett beschlossen sich stilgerecht mit “So Long” verabschieden. “Zwei von uns werden demnächst 80, bei zwei weiteren ist’s auch nicht mehr allzu lange hin. Wir haben Jahrzehnte lang wie die Irren geackert, jetzt ist’s an der Zeit mal kürzer zu treten” so Dave Kelly. Überdies haben die Herrschaften diverse Nebenprojekte am Laufen, über Fadesse wird man sich auch weiterhin kaum beklagen können.

Eigentlich wollte man die Entscheidung schon zu Beginn der Pandemie 2020 kommunizieren, es ist der Beharrlichkeit des Repertoire-Label-Chefs zu verdanken dass sich die BLUES BAND nun mit einem mehr als würdigen Werk verabschiedet. An Kreativität hat’s den Protagonisten hörbar bis zuletzt nicht gemangelt, im Gegenteil, ich würde sogar behaupten dass auf “So Long” zum Teil die stärksten Songs seit Jahren zu hören sind. Angefangen vom eröffnenden, grandiosen Shuffle “Hard Times Killing Floor”, über den zwingenden Boogie “Don’t let It be You” bis hin zum betont traditionellen “Midnight Bus” mit herzerwärmenden Harmonica / Slide-Intermezzi ist ehrliche Spielfreude herauszuhören, der Epilog erscheint als kollektiver Jungbrunnen. Und dem Anlass gemäß hat man noch einige Wegbegleiter, Uralt-Haberer sozusagen, ins Studio eingeladen: Mit Zoot Money (org), Bob Hall & Ben Waters (p) sind gleich drei Tasten-Großmeister auf diversen Tracks mit von der Partie, “Ti Fi Une Grande Dame Maintenant (Big Girl)” kann mit Albert Lee (git), Steve Simpson (viol) und Hughie Flint an der Bodhran (irische Rahmentrommel) die meisten Gastbeiträge aufweisen.

Ganz großes Kino, des Gänsehaut-Anflugs bei dem hinreißenden BEE GEES-Cover “To Love Somebody” wird man sich schwerlich erwehren können. Danke, schön war's! 

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