THE FLOWER KINGS By Royal Decree

Inside Out Music

Ein musikgewordenes Wimmelbilderbuch

Ähnlich wie das Cover ihres mittlerweile fünfzehnten Studioalbums, hat auch die Musik der Schweden etwas von einem Wimmelbilderbuch. Das kommt jedoch längst nicht überraschend, denn Roine Stolt und seine Kollegen beherrschen ein schier unerschöpfliches Repertoire an unterschiedlichen Stilrichtungen, und sind zudem auch begnadete Arrangeure.

Daher besticht auch „By Royal Decree“ dadurch, dass die insgesamt 18 Kompositionen trotz immenser Unterschiede zu einem, wie aus einem Guss wirkenden Ganzen zusammengefügt wurden. Da uns das Kollektiv einmal mehr (konkret zum bereits fünften Mal in knapp 30 Jahren Bandgeschichte) ein Doppelalbum (bzw. Dreifach-Vinyl) mit gut anderthalb Stunden Musik serviert, wurden logischerweise weder der Mannigfaltigkeit, und noch viel weniger der Kreativität Grenzen gesetzt.

Die seit 2019 wieder stabilisierte Besetzung (Drummer Mirko DeMaio und Keyboarder Zach Kamins lieferten auf dem in jenem Jahr veröffentlichten Dreher „Waiting For Miracles“ ihren Einstand bei den „Blumenkönigen“) hat sich nicht nur blendend aufeinander eingespielt, sondern versteht es zudem auch grandios sich gegenseitig die „Bälle“ zuzuspielen.

Da Roine auf einige Songideen zugegriffen hat, die aus der Band-Frühzeit stammen, und diese zudem mit diversen früheren Kollegen wie etwa seinem Bruder Michael eingespielt wurden, verwundert es wenig, dass einige Tracks wieder jenes "Old School-Prog Rock-Flair" vermitteln, für das die Band seinerzeit von einschlägig orientierten Fansscharen ins Herz geschlossen wurde.

Beste Beispiele dafür sind der gleichermaßen griffige wie verspielte Opener ‚The Great Pretender‘, das balladeske ‚A Million Stars‘, das ebenso an Szene-Granden wie YES erinnert, wie auch das dem Titel gerecht werdende ‚Open Your Heart‘, das den Zuhörer förmlich dazu auffordert, sich dem Sound der Schweden hinzugeben.

Aber auch das an PINK FLOYD gemahnende Finale ‚Funeral Pyres‘ verdient gesonderte Erwähnung. Zum einen, weil sich auch diese Nummer perfekt ins Gesamtbild einfügt, und zum anderen, weil Roine und Hasse Fröberg, sein Kollege an der Sechssaitigen, dabei mit erfrischenden Blues-Riffs weitere Nuancen im Klangbild offenbaren. Das gilt auch für das von eleganten Chören aufgefettete ‚The Big Funk‘, das sich zudem als echter Ohrwurm entpuppt.

Rockig angelegten Prog-Perlen wie diesen, stehen jedoch erneut auch ins Jazzige abdriftende Tracks gegenüber, die zum Teil von einem Saxofon und einem Alkkordeon unterstützt wurden. Allen voran ‚Peacock On Parade‘, das sich im Verlauf der Spielzeit zu einer instrumentalen Jazzrock-Abfahrt entwickelt, von der anzunehmen ist, dass sie in der Live-Situation gut und gerne auch auf 20 Minuten Spielzeit ausgedehnt werden könnte.

Dabei hält sich die Formation auf diesem Doppel-Dreher mit ausgedehnten Spielzeiten vornehm zurück. Lediglich vier Mal geht es an bzw. knapp über die sieben Minuten, ansonsten ist man überraschenderweis sogar durchaus radiotauglich unterwegs. Doch auch dabei bleiben THE FLOWER KINGS ihrer Vortragsweise treu, und wissen immer wieder für unerwartete Wendungen zu sorgen.

Erneut also ein überaus abwechslungsreiches Stück großes Prog-Kino, dessen Details jedoch erst einmal entdeckt werden wollen. Wie ein Wimmelbilderbuch eben….

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