WHITESNAKE Flesh & Blood

Frontiers Music s.r.l. / Soulfood

Solide Scheibe, aber leider kein Hit-Feuerwerk

Sieht man von der feinen Vergangenheitsbewältigung namens "The Purple Album" ab, dürfen wir uns dieser Tage über die erste WHITESNAKE-Scheibe seit 2011 freuen. "Flesh And Blood" stellt zudem das insgesamt zwölfte Studioalbum des Großmeisters der anzüglichen Mikroständer-Akrobatik unter diesem Banner dar.

Seit dem vor acht Jahren aufgelegten "Forevermore" mussten zwei Änderungen vorgenommen werden. Zum einen ist Tommy Aldridge hinter dem Schlagzeug und mit ihm ein deutlich trockenerer Groove als das bei seinem Vorgänger Brian Tichy der Fall war, und zum anderen hat auch "Riff-Maschine" Doug Aldrich das Unternehmen verlassen um sich intensiver um seine anderen Baustellen kümmern zu können.

Das ist deshalb wichtig zu erwähnen, da das Eröffnungsriff wie auch der Opener 'Good To See You Again' generell, schwer nach seiner Handschrift klingen. Sprich, ‘SNAKE legen mit knackigem Hard Rock in traditioneller Machart amtlich los. Und wäre da nicht die charismatische und überraschend frisch klingende Stimme des Bandoberhaupts, würde man die Nummer glatt dem Oeuvre von THE DEAD DAISIES zuordnen können.

Doch anstelle des umtriebigen Mr. Aldrich langt seit 2014 neben Reb Beach der US-Amerikaner Joel Hoekstra in die Saiten, den man eigentlich von Bands und Projekten kennt, die eine deutlich melodischere Gangart pflegen. Die beiden Gitarristen sorgen aber nicht allein für feinen Stoff, sie werden auf "Flesh And Blood" zusätzlich von Frontiers Haus- und Hof-Tastenzauberer Michele Luppi tatkräftig unterstützt.

Dadurch lassen sich im Verlauf der Spielzeit nicht nur von durchaus heftigen Gitarren dominierte Tracks vernehmen, sondern auch eher gen Mainstream orientierte. Nicht zuletzt deshalb erweckt das Album auch den Eindruck, man wäre im Lager der Band bemüht gewesen den Brückenschlag von der doch etwas rockigeren Bandfrühzeit hin zur vorwiegend am US-Markt orientierten Phase von "1987" und danach zu hinzubekommen.

Rein stilistisch ist dieses Unterfangen jedenfalls fraglos gelungen. So stehen riff-betonten Hard Rock-Tracks wie dem erwähnten Dosenöffner, dem bluesig eröffneten Fetzer 'Trouble Is Your Middle Name', oder dem Titelsong, Nummern gegenüber, die auf Anhieb Reminiszenzen an die Blütezeit von "The Cov" und Co. aufkommen lassen. Allen voran 'Shut Up & Kiss Me' und 'Heart Of Stone', die beide durchaus zu Chartbreakern avanciere könnten.

Allerdings bedarf es ein wenig Zeit, ehe auch diese Songs zu richtig knallen. Daher bleibt das offenbar perfekt aufeinander abgestimmte Kollektiv auf "Flesh & Blood" den ultimativen Hit schuldig. Dadurch erweist sich die Scheibe, die für viele notorische Zweifler im Endeffekt wohl sogar überraschend kompakt wirken dürfte, als eine überaus solide, aber eben leider doch nicht als eine jener Hit-Kollektionen, mit denen WHITESNAKE vor Dekaden Weltruhm erlangt haben.

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